Traum: Der Fuchsbau und die Pfadfinder

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„Wer nach außen sieht, träumt; wer nach innen schaut, erwacht.“
– Carl Gustav Jung zugeschrieben

Bild erstellt mit: DALL·E |

Ich träumte einen lichten Wald. Eine Gruppe älterer Pfadfinder wanderte einen sandigen Pfad entlang und ich gehörte dazu. Wir trugen schwere Rucksäcke und irgendjemand hielt unseren Wimpel stolz in die Luft. An einem schwarzen Loch am Wegesrand schauten wir mit sicheren Abstand vorsichtig hinein. Ein kleiner Tunnel führte tief ins dunkle Erdreich. Nach aller Erfahrung ein Fuchsbau. Gleich darauf drängte aus dem engen Gang ein Körper hinaus. Doch es war kein Fuchs, sondern ein großer Vogel. Zunächst hielt ich ihn für einen Strauß. Aber ganz im Licht war das Wesen weitaus schöner. Es war vermutlich ein prächtiger und zierlicher Pfau. Alle Pfadfinder standen bewegungslos da und schauten auf das Tier. Nur der Hortenführer reagierte – und schlug mit einer Fliegenklatsche auf den Vogel ein. Immer wieder. Schließlich drängte ich mitleidig dazwischen und umarmte das schutzbedürftige Wesen, deckte es mit meinem Rücken vor den Schlägen der Klatsche ab. Ein warmer Schauer lief mir bei der Umarmung durch den Körper. Dann bin ich aufgewacht.

Geträumt Januar 2021

Interpretation

Dieser Traum verwebt die Vorstellung in einer Gemeinschaft integriert zu sein, mit unangenehmen Befürchtungen und belastenden Erlebnissen.
Der Pfau, der aus der Dunkelheit auftaucht, symbolisiert nicht nur meine Angst, missverstanden oder abgelehnt zu werden, sondern auch mein verborgenes Potenzial und die Schönheit meiner verletzlichen Anteile.
Der Fuchsbau könnte auch ein Bild für das Unbewusste, für die verborgenen Teile der Psyche sein. Die anfängliche Wahrnehmung des Vogels als Strauß und seine Verwandlung in einen prächtigen Pfau verdeutlichen, wie innere Anteile erst durch bewusste Wahrnehmung und Akzeptanz ihre wahre Natur offenbaren. Die Fliegenklatsche offenbart unterschwellige Aggression und passiv-aggressives Verhalten, die mein Selbstvertrauen untergraben, mitunter eine Tendenz, diese Anteile zu unterdrücken, statt sie zu integrieren. Der Hortenführer steht nicht für eine Person, sondern symbolisiert autoritäre Figuren in der Gruppe, gesellschaftliche Konventionen und möglicherweise eine innere kritische Stimme.
– Ich umarme den Pfau, konfrontiere aber nicht den schlagenden Pfadfinder. Da scheint mir eine Erkenntnis zu stecken, auf die ich noch eingehen werde.
Ich bin glücklich, dieses Erlebnis geträumt zu haben und versuche, die allgemeine Botschaft darin zu erkennen und umzusetzen.
Jedenfalls enthält der Traum eine Botschaft der Hoffnung: Was zunächst als Angst oder Dunkelheit erscheint, kann durch Selbstmitgefühl und innere Arbeit in Stärke und Wachstum transformiert werden.

Philosophische Perspektive

Im Dezember 2024 erinnerte mich der Vortrag Herausforderungen annehmen des Tibetischen Zentrums wieder an meinen Traum. Daher entschied ich mich, den Traum unter anderem mit den Inhalten des Vortrages schriftlich zu verknüpfen und öffentlich zu machen.

Im Vortrag wurde Buddha als Heilspragmatiker beschrieben, der lehrte, sich ganz auf das Wesentliche im Moment zu konzentrieren:

„Wenn dich jemand mit einem Pfeil angeschossen hat, dann frag nicht, wer das war und warum er das tat. Sondern sieh zu, dass du wieder gesund wirst.“

Die Umarmung im Traum spiegelt die Weisheit des Buddha-Pfeils:
Konzentriere dich auf Heilung und Wachstum – nicht auf die äußeren Umstände. Zieh dich aus unnötigen Konflikten zurück, verlasse hinderliche Räume und stärke deine Innerlichkeit.

Eine Heilungsreise beginnt nicht im Außen, sie kann aber im Kontext gesunder Beziehungen gedeihen. Sie beginnt mit einer Umarmung, die den gesamten Weg begleitet. Zunächst geht es um die Rettung des authentischen Selbst. Die Wiederverbindung beginnt mit Taten der Selbstfürsorge und des Selbstmitgefühls. Und mit Menschen, die einen unterstützen.

Denn mit entwickelter Widerstandskraft können Herausforderungen gemeistert werden, ohne an ihnen zu zerbrechen. Dazu bieten Religionen, Weisheitslehren und Psychologie reichhaltige Informationen, die erkannt und verinnerlicht werden müssen. Ein weiteres Mittel ist Meditation, welche ich konsequenter in meinem Leben integrieren möchte. Im Grunde sind Reflexion (Therapie) und Achtsamkeit (Meditation) zwei Seiten einer Medaille, die zusammen eine gelungene Heilungsreise formen.

Dennoch ist Heilung nicht linear und nie abgeschlossen, sondern ein beständiger Prozess, der mit Rückschlägen und Fortschritten verbunden ist.
Es ist ein Weg der Ganzwerdung, der Erforschung des eigenen und vielleicht auch des kollektiven Unterbewussten sowie der Integration der hellen wie dunklen Anteile.

Auch der Pfau aus meinem Traum fand im Vortrag Erwähnung:
In asiatischen Erzählungen heißt es, dass der Pfau giftige Nahrung aufnehmen könne, ohne daran zu sterben. Vielmehr werde das Tier, je mehr Gift es zu sich nehme, schöner und prächtiger.
Das Gift steht dabei für gesellschaftliche und äußere Herausforderungen, Traumata oder negative Erlebnisse, Innere Konflikte oder Schattenaspekte. Seine Transformation von Gift in Schönheit repräsentiert die Fähigkeit, Negativität zu überwinden und in Erleuchtung oder Güte zu verwandeln.
Für mich klingt das nach einer höheren geistigen Stufe, in der Heilung bereits weiter fortgeschritten ist.

Das Bild mit dem Gift bedeutet jedenfalls: Alles, was ich annehmen kann, verliert seinen Schrecken. In diesem Kontext ist auch die Botschaft Jesu eine radikale Annahme des Leidens. Und das Kreuz eine grundlegende mystische Weisheit.
Leiden und Schmerz werden nicht vermieden oder verleugnet, sondern integriert in einen Sinn verwandelt. Sie sind Nachricht und Herausforderung. Ihre Annahme und Transformation sind Schritte in Richtung Freiheit.

Auch die Fähigkeit Grenzen zu setzen gehört zu einem gesunden Selbstwert. Resilienz bedeutet nicht allein, alles ertragen und transformieren zu müssen, sondern handlungsfähig und selbst bestimmt zu bleiben, solange es in der eigenen Macht liegt. Hier zeigt sich, dass Heilung die harmonische Balance zwischen Annahme, Transformation und Selbstbehauptung sucht, da nur in diesem Gleichgewicht Wachstum und Resilienz nachhaltig möglich werden. Das scheint auch mein Traum anzudeuten, da ich mich mit meinem Rücken vom schlagenden Pfadfinder abgrenze und meine inneren Anteile beschütze. Dieses Grenzen setzen bleibt zunächst passiv, es konzentriert sich auf die Rettung des Selbst, verleugnet jedoch nicht die Realität.

All diese Bilder und Inhalte ergänzen meinen Traum perfekt:
Ich möchte nicht resignieren, sondern Wunden heilen. Mich achten und nicht verachten. Die Fähigkeit erwerben, in einem gesunden Maße auch aktiv Grenzen setzen können. Geduld, Gelassenheit und Resilienz kultivieren, in Herausforderungen Chancen erkennen und darüber hinaus auch in schwierigen Zeiten tugendhaft handeln. Dabei loslassen können – und nicht anhaften.
Ich will pathetisch ausgedrückt, wie ein Juwel erstrahlen, der allein durch Druck seine wahre Schönheit entfaltet.

Der erste taugliche Schritt auf diesem Weg ist die Botschaft meines Traums:
Akzeptiere dich selbst und achte auf dich. Verleugne nicht die Anteile in dir. Bewahre deine Schönheit und Einzigartigkeit. Erkenne an, dass deine Verletzlichkeit ein wesentlicher Teil deiner Stärke ist.

Dieser Text ist, so wie mein Traum, als Auftakt einer Heilungsreise zu verstehen, bei dem die Botschaft und die Bewusstwerdung im Vordergrund stehen, nicht die praktischen Lösungen.
Wahre Transformation aber geschieht nicht in Momenten plötzlicher Inspiration, sondern in der tiefen Auseinandersetzung mit seinen eigenen Schatten, der Verantwortungsübernahme für die eigenen inneren Konflikte und der ständigen Übung, sein authentisches Selbst im Wechselspiel mit den Anderen zu bewahren. Denn Authentizität bedeutet, die eigene Wahrheit zu leben, ohne die Verbindung zu anderen zu verlieren.

Auch wenn ich mich trotz der Jahre immer noch am Anfang des Wegs befinde, fühlt er sich nicht mehr sandig sondern befestigt an.

Mein Pfau gehört ins Licht – und ich habe die Kraft, ihn dorthin zu begleiten und zu bewahren.


Nachbemerkungen:

  • Seit meinem Therapiebeginn führe ich ein Traumtagebuch, das mir wertvolle Einsichten bietet. Leider sind einige Aufzeichnungen verloren gegangen – ein schmerzlicher Verlust, da Träume oft tiefe Weisheiten enthalten. Diese Fuchsbau-„Schlafgeschichte“ entstand zwischen dem 27.01.21 und 01.02.21 während meines Krankenhausaufenthalts in Brandenburg an der Havel.
  • Da der Traum von mir erlebt wurde, habe ich in diesem Fall die Beschreibung so exakt wie möglich an dem Erlebnis gelassen. Es ist nichts dazu gedichtet, weil es mir in dem Kontext der Aufarbeitung richtig scheint.
  • Der Vortrag Herausforderungen annehmen des Tibetischen Zentrums war Anstoß für diesen Beitrag, der im Grunde auch eine persönliche und kleine Inhaltsvorschau ist.
  • Das Gedicht Stufen von Hermann Hesse wurde am Ende des Vortrags rezitiert.
  • Meine letzten zwei Gedichte Salamander sein und Unberührbarkeit greifen ähnliche Themen wie Transformation und Stärke auf.
  • Ich beschäftige mich an anderer Stelle ausführlicher mit Meditation, die zur Verinnerlichung von intellektuellen Inhalten und zur Weiterentwicklung taugt.
  • Dieser Text ist mithilfe von KI bearbeitet worden, um ihn stilistisch runder zu gestalten. Auch Recherche fand teilweise über KI statt.

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