Ich bin überzeugter Demokrat und stehe für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ein. Trotzdem fühle ich mich im Herzen immer auch ein wenig wie ein domestizierter Punk. Deswegen interessieren mich alternative Lebensentwürfe und linke Themen und Ausdrucksformen. Und so bin ich im Jahr 2013 auch auf Straight Edge gestoßen, nachdem ich bereits einen einige Jahre andauernden Transformationsprozess hinter mir hatte. Anfang August 2013 z.B., also nachdem ich mit dem Alkohol Schluss machte (es blieb zunächst ein Versuch), bestellte ich mir die Dokumentation American Hardcore von Regisseur Paul Rachman auf DVD, um mich historisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Nach 11 weiteren Jahren war im Jahr 2024 die Zeit, sich auf Straight Edge zu besinnen.
Was Straight Edge ist
Wikipedia: Straight Edge [stɻeɪt ɛdʒ] (englisch etwa ‚nüchterner Vorteil‘, wörtlich ‚gerade Kante‘; auch straightedge, seltener str8 edge, abgekürzt SE, SxE oder sXe) bezeichnet eine Gegen- bzw. Jugendkultur aus dem Bereich des Hardcore Punk. Ihre Anhänger werden als „Straight Edger“, gelegentlich auch nur als „Edger“ bezeichnet. Die Bewegung verdankt ihren Namen dem Lied Straight Edge der Band Minor Threat, in dem Sänger Ian MacKaye über sein drogenfreies Leben singt.
Das Symbol der Bewegung ist ein „X“, welches vorher üblicherweise Minderjährigen in den Bars von Los Angeles auf den Handrücken aufgemalt wurde. Mit dieser Kennzeichnung sollte sichergestellt werden, dass ihnen kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Dieses Zeichen wurde von der Straight-Edge-Szene als Symbol adaptiert.
Mittlerweile ist der Begriff selbst im Mainstream angekommen und hat die Wurzeln gekappt, von wo er stammt. Straight Edge ist eine Bezeichnung für eine Lebenseinstellung, die nicht den Punks allein zusteht. Und das Symbol selbst wird sowieso in vielen weiteren Kontexten mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen verwendet.
Dezember 2023: X (Vorbereitungszeit)
Meine erste und bis dato einzige Tätowierung ist eine Rautenlilie auf dem linken Oberarm, die ich mir wegen den wenigen schönen Jugendjahren bei den Pfadfindern im Jahr 2002 sehr spontan stechen ließ.
Anfang Dezember 23 stand ich dann wieder spontan und unangekündigt bei einem Tattoo-Studio, diesmal in Berlin-Wedding, auf der Matte und wenige Tage später wurde mir ein „X“ auf den rechten Unterarm eintätowiert. Als Vorlage diente eine Kugelschreiberzeichnung, die ich mir selbst auf den Arm aufgemalt und dann abfotografiert hatte. Der Beginn einer gedanklichen Vorbereitungszeit.
Was Straight Edge für mich umfasst:
- Rauchfrei (seit 2008)
- Drogenfrei (es sei denn, medizinisch induziert)
- Alkoholfrei (seit 2014)
- Vegan (2011-2021 und ab 2024)
- Minimalismus (üben)
- weitere Inhalte (ethisch-soziale Dimension)
08.08.2024
Der 08.08. ist seit 2008 mein Stichtag. 2008 wurde ich nämlich nach mehr als zehn Jahren Nikotinabhängigkeit endgültig rauchfrei. Anschließend folgten weitere Transformationsprozesse, die einen entsprechend langen gedanklichen Vorlauf hatten (Vorbereitungszeit) und immer mit dem 08.08. umgesetzt wurden. Das gilt im Grunde auch für meine „X“-Tätowierung. –
Die eigentlich spontane Entscheidung zur Tätowierung war der Anstoß für eine Zeit der gedanklichen Vorbereitung, in der ich bspw. weiterhin unvegane Süßigkeiten naschte.
Seit dem 08.08.2024 gilt:
Ich bin von nun an rauchfrei, vegan, alkohol- und drogenabstinent und bemühe mich, meine ethischen Vorstellungen konsequent zu leben.
wichtige randbemerkung: nur weil ich mich dazu entschieden habe straight edge zu leben, bedeutet das nicht, dass jeder rauchfrei, vegan (obwohl ich mir das wünschen würde), alkohol- und drogenabstinent leben muss. es ist meine persönliche entscheidung. ich erhebe meine eigenen prämissen nicht zu einer moralischen überlegenheit, um andere herabzusetzen oder ihnen schwäche zu attestieren. jede form der stigmatisierung liegt mir fern.
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