leserbrief: Die Tragik des Verstehens

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Ein Brief von einem unbekannten E-Mail-Absender, der am 03.01.2007 um 10:52:56 Uhr über ein E-Mail-Formular meiner damaligen Internetseite an mich zugestellt wurde:

betreff: augstein oder nicht sein

„Die Tragik des Verstehens öffnet in uns ein Bild der Welt, das unser ist_
Deine Augen _ deine Welt _ dein Verstehen, – bist du gebunden –
deine Wahrnehmung_ die auch deine Wahrnung bleiben will, trotz aller Prophylaxe mittels psychoaktiver Proteine oder wie auch immer welch hervorgerufene psychische Reaktion unseren Geist und unseren Körper beherrscht_ ist es mir gleich was geschieht, was geschehen ist _ was geschehen wird_ ist mein Körper ein sinnloser Gegenstand, der sich durch den Raum in dieser Zeit drängt und seinen Vorteil beständig realisiert_ durch meinen Geist_ denn nur der macht mir klar- welcher Vorteil mir am liebsten scheint und mit welchem Vorteil sich der Nachteil in einer ausgewogenen mir erträglichen Situation zu der Symbiose katalysiert- die mir- meinem geist- meinem körper, in eben einer gleichen Art von symbiose, das Atmen erleichtert.
Denn dieser Druck, der hervorgerufen wird durch eine Schwere, die sich ergibt aus der Unausgewogenheit meiner Sinne meiner Wahrnehmung meines Verlangens __ macht mich träge …….
dein Verlangen ruft nach Anhörung nach Erkenntnis und vor allem nach Nahrung_ scheint es doch immer und immer wieder als sehest du mit Absicht all die vielen anderen Dinge, um nur und nur nur nur an dir selbst vorbeizuschauen_ scheint deine Suche nach Erkenntnis nur den lauf eines Kreises zu belegen jedoch den Kern stets mit Vermutungen umhüllend – zu ignorieren.“


Ich habe nie erfahren, wer mir diesen Brief geschrieben hat. Zu der damaligen Zeit befand ich mich in einer schweren Krise und war stark isoliert. Die wenigen Menschen, mit denen ich in der Zeit dennoch Kontakt hatte, wären nicht in der Lage gewesen, so einen Text zu schreiben. Bis heute bleibt dieser Brief für mich mysteriös und faszinierend und behält deshalb eine gewisse Bedeutung für mich. Er war mir eine Nachricht des Trostes, ein zufälliges Geschenk des Universums, eine Herausforderung und eine Aufforderung nach Selbsterkenntnis und Heilung. Im Grunde eine Reise, auf der ich mich immer noch befinde, mit holprigen Wegen und Schlaglöchern, die wohl immer ein Leben lang anhält. Dieser Brief ist für mich eine Erinnerung daran, wie Akte der Freundlichkeit und Worte der Ermutigung einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben Anderer haben können.

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